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Superfoods

Was haben Superman und Superfoods gemeinsam? Sie können scheinbar alles, haben geheime Superkräfte und kommen – zumindest vom Namen her – aus den USA. Der neue Trend, der unsere Läden gerade erobert, ist nämlich bei gesundheitsbewussten Amerikanern längst bekannt. Viele Superfoods wie Gojibeeren oder Chiasamen werden in der Naturheilkunde sogar als Heilmittel genutzt und kommen durch den neuen Hype auf einmal ganz groß raus.

Sie sollen Herz, Kreislauf und Immunsystem stärken, den Körper entgiften, das Wohlbefinden steigern, vor Krebs, Alzheimer und Diabetes schützen, für jugendliche Schönheit sorgen und beim Abnehmen helfen: Die Liste der positiven Eigenschaften, die man den sogenannten Superfoods zuschreibt, ist lang. In vielen Labors wird eifrig daran erforscht, was wirklich dran ist an ihrer scheinbar magischen Wirkung. Eines ist den heimischen und exotischen Lebensmitteln, die mit der neuen Wortschöpfung geadelt wurden, in jedem Fall gemeinsam: Sie zeichnen sich durch eine extrem hohe Konzentration von Nähr- und Vitalstoffen aus, die vom Körper optimal verwertet werden können. Vitamin C, A und E sowie Mineralstoffen wie Zink und Selen kommt dabei eine besonders große Bedeutung zu: Als Antioxidantien sind sie nämlich unverzichtbare Gegenspieler der freien Radikalen, die nicht nur durch Umweltgifte oder ungesunde Lebensstile, sondern auch bei ganz normalen Stoffwechselprozessen entstehen. Es handelt sich dabei um aggressive Sauerstoffmoleküle, die Körperzellen schädigen, die Haut altern lassen und sogar Krankheiten wie Krebs verursachen können. Insofern liegt es auch ohne groß angelegte Wirkungsstudien nahe, dass beispielsweise Gojibeeren, Avocado oder Weizengras aufgrund ihrer besonderen inneren Werte perfekte Anti-Aging-Partner sind.

Zwischen Lebens- und Heilmittel

Wie heilkräftig Superfoods sein können merkt man auch daran, dass sie oft mit äußerst genauen Verzehrempfehlungen verkauft werden. Die Andenwurzel Maca energetisiert Körper und Geist wohl derart intensiv, dass eine Tagesdosis von zwei Teelöffeln nicht überschritten werden sollte. Moringa regt nicht nur den Stoffwechsel an, sondern wirkt ab 5 Gramm stark abführend. Und auch die entgiftenden Eigenschaften der Süßwasseralge Cholerella sollte man auf keinen Fall unterschätzen und immer ausreichend trinken, um den Ausleitungsprozess zu unterstützen. Andere Superfoods wie Chia dagegen gelten als Novel Food, dessen Wirkung noch nicht ausreichend erforscht ist. Aus diesem Grund gibt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EBL), auch hier eine Maximalmenge vor. Viele Bio-Hersteller haben sich auf diese Besonderheiten mit entsprechenden Produkten eingestellt: Die Chia Shots von Davert zum Beispiel sind so dimensioniert, dass drei Tütchen – im Müsli, Joghurt oder Smoothie – genau der maximal empfohlenen Tagesdosis von 15 Gramm entsprechen. Fix und fertige Superfood-Mischungen, die es zum Beispiel von Raab Vitalfood gibt, werden einfach nach Anleitung dosiert. Und daneben bieten Hersteller wie Feinstoff Pulver von Hanf, Moringa, Acai und mehr an, die je nach Bedarf zum Smoothie gemixt werden können. Ganz generell scheint Superfood ein Kassenschlager zu sein: Die Bohlsener Mühle bedient den Trend mit Chia Snäckebrot, Govinda hat ein Superfood Starterset zusammengestellt, von Lubs kommen die passenden Fruchtriegel, und die Antersdorfer Mühle hat Chia in ihr ansonsten überwiegend regional orientiertes Sortiment aufgenommen. Auch das längst bekannte Inkakorn Quinoa bringt es zu neuer Prominenz.

Regional ist die bessere Wahl

Vieles, was derzeit als Superfood angepriesen wird, ist allerdings ziemlich weit gereist. Chia zum Beispiel hat seine Heimat in Mexiko, Gojibeeren kommen aus China und Acaibeeren aus den Regenwäldern des Amazonasgebietes. Der kritische Bio-Konsument runzelt da die Stirn und fragt sich, ob es nicht ebenso Hagebutte statt Goji, Sellerie statt Maca oder Leinsamen statt Chia getan hätte. Und er hat Recht: Denn klimafreundlicher ist definitiv das Angebot an gehaltvollen Saaten, Nüssen, Früchten und Gemüse, das aus heimischem Bio-Anbau oder nachhaltiger Wildsammlung stammt. Da kann man gleich im Garten anfangen und lästiges Unkraut mit ganz anderen Augen sehen: Löwenzahn, Giersch oder Brennnessel beispielsweise sind äußerst vitaminreiche und gesunde Superfoods, die zur Entgiftung des Körpers beitragen und deshalb auch in der Naturmedizin geschätzt werden. Ganz umsonst – aber bitte nur fernab von Verkehr und Industrie – kann man auch Hagebutten, Sanddorn, Aronia- oder Blaubeeren sammeln. Ist die Ernte groß, lassen sich die frischen Früchte auf einem Backblech einfrieren, in Tüten abfüllen und bis zur nächsten Saison bevorraten.
Ganzjährig eignet sich die Fensterbank als Superfood-Anbaugebiet: Dort gedeihen Sprossen, die im Gegensatz zu erwachsenen Brokkoli-, Erbsen- oder Rettichpflanzen ein intensives Konzentrat an Vitaminen, Proteinen, Enzymen, Mineral- und sekundären Pflanzenstoffen enthalten. Auch Dinkel-, Weizen- oder Gerstengras muss man nicht als Pulver kaufen, sondern kann es selber ziehen und bei einer Höhe von etwa 20 Zentimetern immer wieder frisch ernten. Und um die Liste der heimischen Superfoods noch zu vervollständigen: Auch Leinsamen und Walnüsse, Rote Beete, Kürbis, Knoblauch und Bienenprodukte wie Honig, Propolis oder Gelee Royale gehören dazu.

Superfoods im Alltagstest

Zuhause, wo Mixer, Schüssel und Waage in Reichweite sind, lässt sich der neue Ernährungsstil mühelos in die Tat umsetzen. Ein normales Müsli kann man mit Leinsamen, Blaubeeren und gehackten Walnüssen auf regionale Weise in ein Supermüsli verwandeln. Zum Süßen empfiehlt sich dabei Honig oder Kokosblütenzucker und etwas Zimt, denn auch diese Zutaten dürfen sich zu Recht Superfoods nennen.
Voll im Trend liegen derzeit Grüne Smoothies, die aus frischem Obst, Blattgemüse und Wasser schnell gemixt sind und bei Bedarf noch mit Moringa, Maca & Co. aufgepeppt werden können. Spinat, Salat, Gerstengras oder Wildkräuter eignen sich dazu ebenso wie Brokkoli, Mangold oder Grünkohl. Hauptsache, es ist schön grün – denn das steht für einen hohen Chlorophyllanteil, der dem Körper reichlich Energie und Kraft spendet.
Auch außer Haus muss man auf Superfoods nicht verzichten: Der selbstgemachte Smoothie lässt sich im gut verschließbaren Becher ins Büro mitnehmen. Eine Avocado mit etwas Kräutersalz macht nicht nur satt, sondern schützt zudem Augen, Herz und Blutgefäße. Das Chiabrot kann man seit neuestem mit drei Superfood Aufstrichen von Nabio bestreichen.
Von Flores Farm kommen Snackmischungen für zwischendurch wie Acai-Kakao, Granatapfel-Hanf oder Goji-Maulbeeren. Daneben gibt es Säfte, Riegel, Rohkost-Konfekt oder einfach ein Stück Zartbitterschokolade – denn die wird durch ihren hohen Kakaoanteil zum Gute-Laune-Superfood.


Claudia Mattuschat