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Kinder im Wald

Klimawandel, Plastikmüll und Feinstaub – die Erde muss sich einiges vom Menschen gefallen und bieten lassen. Überall auf der Welt verdreckt, verpestet und zerstört der gemeine Zweibeiner Umwelt und Lebensräume. Das betrifft vor allem die Erwachsenen, die beim Thema Umwelt oft viel reden, aber nur sehr wenig tun – ob in der Politik, Wirtschaft oder am Stammtisch. Und so gehen mittlerweile die Kinder auf die Straße.

Sie demonstrieren und kämpfen für einen sauberen Planeten und eine Zukunft, in der Nachhaltigkeit und Naturschutz nicht mit Füßen getreten werden. Wie bei den weltweiten Fridays-for-Future-Demonstrationen. Grund genug, den Kindern entsprechenden Raum zu geben, in dem wir zeigen, wie nachhaltig und ökologisch die Welt der Kinder im Alltag gestaltet werden kann.

Essen und Trinken

München hat schon einiges zu bieten, wenn es um „Bio“ geht. Zahlreiche Supermärkte und Naturkostläden gibt es in der Stadt. Doch das ist nicht alles. Um besser zu verstehen, wo die Lebensmittel wirklich herkommen, kann ein Besuch auf einem der insgesamt 40 Wochen- und Bauernmärkte, die sich wöchentlich im gesamten Stadtgebiet verteilen, sehr hilfreich und gut sein. Mit über 120 Händlern aus allen Lebensmittelbereichen – wie Bäcker, Imker, Metzger, Käsemacher oder Bauern, die ihr frisches Obst und Gemüse verkaufen. Wer nachfragt, erfährt, wie die einzelnen Produkte entstehen und hergestellt werden. Immer mehr Händler und Bauern setzen dabei auf ökologische Richtlinien, bieten Bio-Qualität an. Eine Liste der Märkte kann man auf www.muenchnerwochenmaerkte.de finden.

Auf „Bio“ legt auch die Stadt München großen Wert. Im Mai 2006 startete bereits das Referat für Gesundheit und Umwelt zusammen mit „Tollwood“ das Pilotprojekt „Bio für Kinder“. Ziel des Projektes war und ist es, die Umstellung auf eine gesunde Bio-Verpflegung in Kindergärten und Schulen zu fördern. Seit 2014 kann man außerdem einen Biospeiseplan-Manager im Internet aktivieren. Unter www.biospeiseplan.de bekommen Einrichtungen kostenlos praxiserprobte, ernährungsphysiologisch ausgewogene, saisonal abgestimmte und preislich kalkulierte Speisepläne in Bio-Qualität serviert – dazu gibt es leckere Rezepturen. Und das Projekt wird von ernährungspädagogischen Angeboten begleitet.

Zu einer gesunden Ernährung zählt neben dem Essen auch das Trinken. Eiskalte Softdrinks sind zwar gerade im Sommer sehr verführerisch, jedoch nicht gerade gesund. Ganz ohne Zucker, sogenannte „natürliche Aromen“ und Zusatzstoffe kommt in München das Wasser aus der Leitung, das aus Quellgebieten im Voralpenland stammt. Und wer dazu etwas Abwechslung braucht, der kann bis in den Juli hinein Holunderblüten pflücken und daraus recht einfach und schnell einen Sirup kreieren, der mit Mineralwasser und etwas Zitrone eine perfekte Erfrischung ergibt.

Kleider und Möbel

Jedes Jahr wird allein in Deutschland über eine Million Tonnen Altkleidung gesammelt. Tendenz steigend! Denn besonders Textildiscounter und Fast-Fashion-Anbieter produzieren immer mehr und billigere Klamotten, die oft Schadstoffe in sich tragen und unter sehr bedenklichen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Ein großer Teil dieser Masse an Billig-Klamotten landet schließlich in der Altkleidung und auf dem Müll, wird verbrannt. Auch hier kann man durch ein nachhaltiges und ökologisches Bewusstsein viel erreichen. In dem man Kinderklamotten beispielsweise auf Flohmärkten oder Kinderbazaren kauft. Zumal die Kleinen eh sehr schnell aus ihren Hosen und T-Shirts wachsen.

Wenn es doch mal etwas Neues sein soll, sorgen Bio-Baumwolle und andere Naturmaterialien dafür, dass die Kinder keine bedenklichen Chemikalien auf der Haut tragen. Die meisten Öko-Kindermarken legen dabei Wert auf faire Produktionsbedingungen. Zudem hält Bio-Kleidung länger, kann auch noch vom kleinen Bruder oder der kleinen Schwester getragen werden – und ist recycelbar!

Bei Möbeln treten sehr ähnliche Probleme auf. Je preiswerter ein Möbelstück ist, desto mehr Schadstoffe stecken im Tisch, Stuhl, Bett oder Schrank – durch billige Klebeverbindungen und Furniere. Statt Massivholz werden Sperrholz, Span- und Faserplatten verwendet. Wie der Name schon sagt: „Massiv-Holzmöbel“ müssen in sämtlichen Teilen – außer Rückwand und Schubladenböden – aus massivem Holz bestehen, dürfen nicht furniert seien. Das hat mehrere Vorteile: Einerseits sind diese Möbel sehr stabil und robust, halten länger. Andererseits sorgt das offenporige Holz für ein besseres Raumklima und verströmt einen angenehmen Duft.

Bildung und Freizeit

In Großstädten ist der Alltag von grauen Betonburgen, Asphaltstreifen und Blechlawinen geprägt. Die Pflanzen- und Tierwelt kennen viele Kinder nur aus dem Fernsehen, wenn überhaupt. Wer jedoch mehr in die Natur eintauchen möchte, der kann in München beispielsweise die Naturindianer besuchen. Ihr Häuptling „Grauer Wolf“ heißt mit weltlichem Namen Oliver Fritsch. Er hat die Naturindianer vor 12 Jahren gegründet. Sein Stamm ist besonders bei Kindern und Jugendlichen angesagt. Denn: „Die urbanen Kids verlieren immer mehr den Bezug zur Natur und sich selbst, da sie nur noch konsumieren und sich in virtuellen Welten bewegen“, meint Fritsch. „Bei uns gestalten die kleinen Indianer das Programm größtenteils selbst. Sie gehen mit uns raus, übernehmen Aufgaben und Verantwortung. Die Jungs und Mädels gewinnen so ein ganz neues Bewusstsein – zu sich selbst und ihrer Außenwelt.“ In dem sie Feuer machen, Werkzeuge bauen, Fische fangen, schnitzen, kochen, den Wald entdecken und erforschen, singen und tanzen.

Aber auch sogenannte „Urban Gardening Projekte“ sorgen für Naturgefühle – wie das „Grünspitz” in Giesing, der Gemeinschafts-Garten am Goldschmiedplatz im Hasenbergl oder die Aktion „Essbare Stadt“. In Neuaubing und Ramersdorf fördert eine Kinder- und Jugendfarm das Umweltbewusstsein. Und die Münchner Umweltorganisation „Green City“ setzt sich mit seiner „Grünen Schule“ für mehr Natur in der Stadt ein, lässt die Kids beispielsweise ihre Schule selbst begrünen und bepflanzen, um dann im Sommer Obst und Gemüse zu ernten.

In München ist wirklich einiges los. So grau der Alltag in der Großstadt auch sein mag. Es gibt einige grüne Flecken und Abenteuer in der urbanen Landschaft zu entdecken – für Kinder als auch deren Eltern. Diese sind nämlich genauso gefragt und gefordert, sich mit den Themen Bio-Lebensmittel, Nachhaltigkeit und Naturschutz zu befassen und auseinanderzusetzen. Für eine bessere Zukunft und saubere Welt.

Sebastian Schulke